Die Anhänger dieses Glaubens stehen fest zu dem grundlegenden Prinzip, wie es von Bahá'u'lláh verkündet worden ist, daß religiöse Wahrheit nicht absolut, sondern relativ ist, daß Gottesoffenbarung ein fortdauerndes und fortschreitendes Geschehnis ist, daß alle großen Religionen der Welt göttlich in ihrem Ursprung sind, daß ihre Grundsätze miteinander in völligem Einklang stehen, daß ihre Lehren nur Widerspiegelungen der einen Wahrheit sind, daß ihr Wirken sich ergänzt, daß sie sich nur in unwesentlichen Teilen ihrer Lehren unterscheiden und daß ihre Sendungen aufeinanderfolgende geistige Entwicklungsstufen der Menschheit darstellen...
Der Bahá´í-Glaube hält die Einheit Gottes hoch, anerkennt die Einheit Seiner Offenbarer und betont vor allem den Grundsatz der Einheit und Harmonie aller Menschenrassen... Der Bahá´í-Glaube erlegt seinen Anhängern vor allem die Pflicht des ungehemmten Suchens nach Wahrheit auf, verwirft alle Arten von Vorurteil und Aberglauben und erklärt, daß der Zweck der Religion die Förderung von Freundschaft und Eintracht sei. Dieser Glaube verkündet in wesentlichen Fragen seine Übereinstimmung mit der Wissenschaft und erkennt diese als die größte Kraft für die Befriedigung und den geregelten Fortschritt der Menschheit. Er hält eindeutig den Grundsatz gleicher Rechte, gleicher Möglichkeiten und Vorrechte für Männer und Frauen hoch, besteht auf guter Erziehung als Pflicht, beseitigt die Extreme von Armut und Reichtum, schafft die Einrichtung des Priesterstandes ab, verbietet Sklaverei, Askese, Bettelei und Mönchtum, schreibt die Einehe vor, mißbilligt die Scheidung, betont die Notwendigkeit des Gehorsams gegenüber der Regierung, erhöht jede Arbeit, die im Geist des Dienstes getan wird, zum Rang des Gottesdienstes, drängt auf die Schaffung oder Auswahl einer Welthilfssprache und gibt einen Umriß für die Einrichtungen, welche den Weltfrieden begründen und dauerhaft machen sollen.
...Obwohl die Bekenner des Bahá´í-Glaubens ihren Regierungen treu ergeben, in Liebe ihrem Vaterland verbunden und darauf bedacht sind, zu allen Zeiten deren Wohl zu fördern, so werden sie doch, weil sie die Menschheit als eine Einheit betrachten und sich deren Lebensinteressen tief verpflichtet fühlen, ohne Zögern jedes Einzelwohl, sei es persönlich oder national, dem übergeordneten Wohl der Menschheit als Ganzem unterordnen. 1
1 Shoghi Effendi, Der verheißene Tag ist gekommen, S. 9-10